Carneval Verein -Narrhalla- Winkel/Rheingau 1924 e.V.
29 | 04 | 2025
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Festival mit 19 schwergewichtigen Gruppen begeisterte beim CVW-Jubiläum über 1.000 Narren im Zelt

Ein Erdbeben der Kategorie 11 dürften die Aufzeichnungsgeräte der seismischen Stationen für die Überwachung der Erdbebenaktivität in Deutschland am vergangenen Freitag im Rheingau registriert haben: 19 Männerballetts sorgten im Festzelt des CVW dafür. Zumindest der Zeltboden vibrierte von 18.11 Uhr bis in die Morgenstunden und auch die Bühne kam unter den graziösen Bewegungen einiger schwergewichtiger Ballerinas tüchtig ins Wanken und machte beim Finale mit allen Tanzgruppen sogar die „Grätsche“: Ein Teil der Bühne brach ein, aber niemand wurde verletzt. Dazu herrschte ein Lautstärkepegel wie bei einem vorbeifahrenden D-Zug, denn die über 1.000 meist weiblichen Narren feierten mit ihren Männerballetts und outeten sich als schreiende Groupies der mehr als 200 tanzenden Männer. Und die sorgten für Furore, denn Männerballetts sind für die Frauen die Krönung der Rheingauer Fastnacht. Das wurde bei der 18. Auflage des Männerballett- Festivals beim CVW Narrhalla Winkel wieder ganz deutlich.

In diesem Jahr hatte der CVW anlässlich des 100. Jubiläumsjahres das große Los gezogen und das Festival im Festzelt auf dem Parkplatz an der Basilika vorbereitet und organisiert. „Es war schon mit viel Arbeit verbunden, aber die hat sich gelohnt, wie man ja heute Abend sieht“, so die Helfer aus den Reihen des Carnevalvereines. Mit dabei auch Helfer vom hauseigenen Männerballett „Die Schobbedäncer“, die das Festival mit einer glanzvollen Nummer krönten: Als Prinzengarde verkleidet, mit Markus Stoll als „Prinzessin“ in der Mitte, lieferte man einen wundervollen Garde-Tanz mit anschließender Junggesellenparty ab. Auch das echte Winkeler Jubiläums-Prinzenpaar, Ihre Lieblichkeit Anna Muno und seine Tollität Adrian Schäfer grüßten das närrische Auditorium.

Über 200 Tänzer

Grund zum Feiern gab es an diesem Abend reichlich, die Gäste waren mit Superlaune in das ausverkaufte Festzelt gekommen und erlebten einen Abend, der an Stimmung von keiner Prunksitzung im Rheingau zu überbieten war. Die Zuschauer, rund 80 Prozent Frauen, drängelten sich vor der Bühne und feierten die einzelnen Gruppen mit Spruchbändern und Plakaten. Für zusätzliche Stimmung sorgte DJ „Jobbo“ zwischen den beiden Tanzblöcken.

Immer wieder wurden die beeindruckenden sportlichen Leistungen der „graziösen“ Tänzer mit Zugabe-Rufen belohnt, denen die Moderatoren, der CVW-Vorsitzende Franz-Georg Eger und Sitzungspräsident Patrick Halbritter, auch stattgaben.

Erwartungsvoll begrüßten die aufgeregten Gäste nach dem umjubelten Gastgeber-Tanz der Großen Garde des CVW, den „Weinschörlchen“, das erste Männerballett des Abends, die „Mabucas“ aus Heimbach, die einen tanzenden Zirkus präsentierten und sich sehr zur Freude der Damen ein Stück weit auszogen. Die Tänzer brachten mit ihrer rasanten, rund 15-minütigen Zirkusshow, drei Kostümwechseln und unglaublichen akrobatischen Hebefiguren den Saal zum Kochen. Die Artisten wurden vom Publikum für diese Darbietung frenetisch gefeiert und mussten eine Zugabe drauflegen. Überhaupt verließ keine Truppe an diesem Abend den Schauplatz ohne eine Zugabe.

Einen Kostümwechsel, tolle Hebefiguren und erstklassige Choreografie gab es auch bei den „Spice BoyZz“ des Niederwallufer Carnevalvereins, die als Stewardessen in roten Uniformen alle zum Jubeln brachten. Noch besser wurde es mit den „roten Dosen“ des FC Bärstadt, die beim Männerballettfestival schon für ihre ausdauernden, akrobatischen Darbietungen bekannt sind. In diesem Jahr schossen sie unter dem Motto „Ghostbusters“ den Vogel ab, als sich die zwölf Tänzer im typischen Kostüm mit Leuchtrucksäcken auf Geisterjagd begaben und später im Unterhemd frech über die Bühne wirbelten, was im Saal für Furore sorgte, auch weil sie tänzerisch was draufhatten.

Erstklassige Choreographien

Dass das Männerballett in der Rheingauer Fastnacht mittlerweile einen hohen Stellenwert hat, bewies die Perfektion, die alle 19 Gruppen präsentierten. Erstklassige Choreografien, fantasievolle Kostüme, in denen ungeahnte Mühen steckten, und eine beneidenswerte Kondition der Tänzer paarten sich mit dem beim Männerballett so geschätztem Humor in Details wie Luftballon-Busen und sexy Striptease. Völlig unterschiedlich und trotzdem alle überdurchschnittlich gut präsentierten sich Tänzer der elf Rheingauer und sechs auswärtigen Formationen.

Zu sehen war auch eine weibliche Tanzgruppe: Die CVW Tanzschläppcher mischten das Publikum nach der Pause mit einem Showtanz auf und setzten in Glitzer-Kostümen der Veranstaltung ein musikalisches und tänzerisches „i-Tüpfelchen“ auf. Doch trotz dieser perfekten Tanzdarbietung der Damen standen die doch eher krummen Waden und behaarten Dekolletés der Männerballetts im Mittelpunkt. Wie auch beim MCV Männerballett „Bindestricher“ mit seiner Version des Musicals „Mamma Mia“: In fast schon „originalgetreuen“ ABBA-Kostümen setzten die grazilen Tänzer die Hits der schwedischen Pop-Band mit einer „anspruchsvollen“ Darbietung tänzerisch um. Direkt aus dem Nachbarort Oestrich kamen dann die „Schnippeldänsjer“ der Kolpingfamilie mit der getanzten Story eines närrischen Hamburg-Ausflugs: Die Tänzer kamen als „Bayrische Jungs“ auf dem Hamburger Hauptbahnhof an und tanzten in die Reeperbahn, wo sie heiße Mädchen erwarteten, die Herren bis auf die Unterwäsche mit Herz-Boxershorts auszogen und mit ihnen „Atemlos durch die Nacht“ tanzten.

Eine Reise um die Welt unternahm das Royal Männerballett TV Würges mit dem Publikum: im Kostüm der Beduinen ging es zunächst mit dem Flieger nach Dubai und dann mit Waka Waka und Baströckchen nach Afrika, bevor die Hymne der USA erklang und ein dritter Kostümwechsel nach Amerika entführte. Einen weiteren wunderbaren Auftritt gab es mit den „Alten Reben“ des JCV: sie schienen direkt vom Friedhof aus nach Winkel gekommen zu sein und präsentierten sich als tanzende Skelette in tollen Kostümen. Den Vogel schoss hier Christoph Gietz ab, der sich als Dr. Frank N. Furter aus der Rocky Horror Picture Show in die Mitte der Untoten schlich und mit Aquarium-High Heels alle aufmischte.

Eher die Lachtränen flossen dann aber wieder, als das Hattenheimer Männerballett „Die Sektkorken“ das Pariser Nachtleben auf die Bühne brachte. Die rassigen Schönheiten und die graziösen „Tänzerinnen“ brachten die Bühne zum Beben. Und die wackelte wirklich, als Alexandre Arnaud als waschechter Flic den Mörder in der Tanztruppe suchte. Den Schlusspunkt im ersten Programmteil brachten dieWallufer Ninifeen, die mit Bibi Blocksberg auf dem Besen Kartoffelbrei in den närrischen Himmel flogen.

Bis Mitternacht getanzt

Weiter ging es nach der Pause mit den „Schneggscher“ des Eltviller Carnevalvereines: ein ganzes „Highschool- Musical“ mit neckischen Cheerleader Mädchen, die immer wieder mal hoch in die Luft geworfen wurden, und athletischen Basketballern nahmen sie die ganze Bühne ein, tanzten kleine „Liebesszenen“ und „Korbwürfe“. Die elf Faschingsmänner der SG 1956 Wambach brachten die Damen im Saal dann mit einem närrischen Badespaß zum Schmelzen und hatten nicht nur eine Badewanne, sondern auch viele niedliche Entchen dabei, mit denen das ganze Festzelt den Ententanz tanzte.

Großartig präsentierten sich auch die Berschböbbscher der Rauenthaler Reschhinkel. Diesmal als sexy „Bond- Girls“ in goldenen Glitzerkleidchen und mit Wasserspistolen bewaffnet, becircten sie den rassigen James Bond und alle Gäste im Festzelt. Neonbunt und mit 80er-Jahre Hits ging es auf Zeitreise mit den Auringer Springböck, die zur Aerobicstunde einluden. Direkt nach Gotham City führten die „Meisjes“ des KCV mit ihrer getanzten Show des „Joker“. Mit ausgefeilter Choreografie ließen sie die Comic-Legende lebendig werden. In dunkle Mäntel gehüllt kamen die „Beck’s Street Boys“ auf die Bühne und ließen schnell die Hüllen fallen, um im Netz-Hemd und goldenen Hotpants mit süßer Kringellocken-Perücke sich die Herzen aller Damen zu erobern. Überaus sportlich zeigten sich dann bei ihrer Premiere beim Rheingauer Männerballett Festival die „Schippedeels vom Ort“ aus Taunusstein- Seitzenhahn: Als Radrennfahrer brachten sie nicht nur ein Trimm-Rad mit auf die Bühne und präsentierten sich in hautengen Trikots, auch bei den Hebefiguren war das Radfahren Thema, und als die Trikots zum Schluss ausgezogen wurden, gab es kein Halten mehr.

Pünktlich um Mitternacht war das Programm dann beendet, die Moderatoren hatten angesichts der wunderbaren Darbietungen ein leichtes Spiel gehabt, die Stimmung im Saal war einfach großartig. Ganz klar, dass es auch nach dem Programm noch hoch herging im Jubiläumsfestzelt des CVW.

Die Meisjes vom KCV rockten als Joker auf der Bühne.
Eine Augenweide war es, den ECV-Schneggscher zuzusehen.
Die JCVler verwandelten sich in tanzende Skelette.
Die Gastgeber vom CVW als närrische Prinzengarde.
Die Rauenthaler Berschböbbscher als sexy Bond-Girls.
Die Bindestricher tanzten das ABBA-Musical „Mamma Mia“.
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