Winkeler veranstalten erste Herrensitzung / Bekannte Büttenredner bieten Derbes
"Frauen sind hier strikt verboten!" Der Carnevalverein Winkel (CVW) "Narrhalla" hatte bereits Wochen vor seiner ungewöhnlichen Fastnachtssitzung eine klare Aussage getroffen. Denn statt wie üblich eine Sitzung zu veranstalten, bei der Männer und Frauen gemeinsam die närrische Zeit feiern, entschloss man sich, am vergangenen Freitag eine echte Herrensitzung auszuprobieren - als Gegenentwurf zu den schon seit sieben Jahren in Winkel stattfindenden Damensitzungen.
Im Weinstadl Schorsch Egers sollten also ausschließlich die Herren der Schöpfung Einlass finden. Theoretisch war demnach alles klar, doch wie sah es in der Praxis aus? Versuchten sich Ehefrauen und andere Närrinnen in die Versammlung hinein zu mogeln? Bereits an der Eingangstür beäugten Mitglieder des CVW genau, wer sich unter jeder Verkleidung versteckte. Es sollte keine Ausnahmen geben. Und tatsächlich hatte sich bis zum Beginn der Feier am Abend keine Frau blicken lassen. "Ich würde mich hier auch nicht reintrauen", sagte Heiko Hoffmann, stellvertretender Vorsitzender des Carnevalvereins amüsiert. Dass es jedoch nicht ganz ohne das weibliche Geschlecht geht, zeigte sich im großen Saal, wo sich die Männer an langen Tischen vor der Bühne versammelt hatten. Da eine männliche Bedienung eben doch weniger Reize bietet, hatten sich einige mutige Kellnerinnen bereit erklärt, den Ausschank in der "Höhle des Löwen" zu übernehmen. So schlimm wie vermutet war es denn auch gar nicht, die Bedienungen hatten sogar sichtlich Spaß an ihrer Arbeit. Zudem ernteten die Mädchen der Nachwuchsgarde des CVW gleich zu Beginn der Sitzung Zugabe-Rufe aus dem bestens gelaunten Publikum - sie hatten den männlichen Eignungstest ebenfalls überstanden. Sitzungspräsident Schorsch Eger übernahm die Moderation für den Abend, wobei er sich als Allround-Talent herausstellte. Ob am Mikrofon, am Keyboard oder in der Bütt, jede seiner Handlungen wurde mit überschäumendem Applaus bejubelt. "Das ist der Schorsch, wie er leibt und lebt", bemerkte Hoffmann süffisant dazu. Alle Männer mussten zu Anfang in einer feierlichen Zeremonie, zu der sich jeder von seinem Platz erhob, einen Schwur leisten: Nichts über das, was heute Abend geschehe, dürfe je diesen Saal verlassen. Das war wohl auch besser so. Die Redner hatten nämlich den frivolen Zuschauern einiges an derben Pointen zu bieten. Durch die weitreichenden Bekanntschaften Schorsch Egers traten deutschlandweit bekannte Büttenredner auf, "die man in Winkel noch nicht gesehen hat", wie Hoffman sagte. Darunter war etwa "Der Straßenmusikant" Harry Bogner, der in seinem musikalischen Vortrag einen Udo Lindenberg oder Westernhagen perfekt parodierte. Bis in die frühen Morgenstunden saßen die Jecken noch beisammen. Der Versuch, eine Herrensitzung zu veranstalten, scheint vollends gelungen zu sein. Und wie geht es weiter? "Die Zeichen stehen gut, dass es im nächsten Jahr in Winkel wieder eine Herrensitzung gibt", meinte Hoffmann.