Runde Geburtstage sind immer ein Anlass zu großen Feiern. Allerdings nicht in der Welt der Fastnachter. Hier dreht sich alles um die Zahl 11. So wundert es keinen, dass die Bobben des Carneval Vereins Narrhalla Winkel (CVW) die zehnte Damensitzung nicht aufwendiger planen als sonst. „Unser Jubiläum ist erst 2014“, sagt Sitzungspräsidentin Anita Basting.
Der CVW ist der einzige Verein im ganzen Rheingau, der explizit zu Sitzungen für Frauen und Männer einlädt. 2004 gab es die erste Damensitzung, 2011 die erste Herrensitzung. Natürlich finden auch weiterhin die traditionellen Kappensitzungen für Frauen und Männer statt.
Anita Basting kann sich noch gut an die Anfänge der Damensitzung erinnern. „Sehr viele Leute sprachen unseren Vorsitzenden Dietmar Schneider an, ob man nicht mal eine Frauensitzung machen könnte“, blickt sie zurück. Schneider habe sich für diese Idee durchaus offen gezeigt und die anderen Vereine, die sich in Oestrich-Winkel Gott Jokus verpflichtet haben, angeschrieben. „Denn es sollte eine Gemeinschaftssitzung werden“, erinnert sich Anita Basting.
Seitens des Mittelheimer Carneval-Vereins und der Kolpingfamilie Oestrich habe allerdings kein Interesse bestanden. Beim Oestricher Carneval Verein seien zwei Frauen hingegen Feuer und Flamme gewesen. So wurde 2004 unter der Schirmherrschaft des CVW und unter Beteiligung der Oestricher die allererste Damensitzung veranstaltet.
„Von Anfang an war das Ziel bei der Damensitzung, einen Querschnitt der Rheingauer Fastnacht zu zeigen“, erläutert Anita Basting. Alle Rheingauer Vereine seien daher gebeten worden, Tanzgruppen und Büttenredner aus den eigenen Reihen bei der Damensitzung auftreten zu lassen. Viele Vereine erklärten sich gerne dazu bereit, sahen sie in der Damensitzung doch auch eine gute Möglichkeit für den eigenen Verein zu werben. Außerdem war es natürlich für die Akteure schön, ihr Können ein weiteres Mal demonstrieren zu können - allerdings ohne Gage.
„Mittlerweile haben wir einen festen Stamm von Rednern und Tanzgruppen, die zu uns kommen“, freut sich Anita Basting. „Wir schauen aber, dass wir jedes Jahr auch was Neues bieten.“ Als Problem erweise sich dabei manchmal, dass die Damensitzung an einem Dienstag ist. Wer am Mittwoch arbeiten müsse, schrecke vor einem Auftritt zurück.
Warum wird der Termin für die Damensitzung dann nicht verlegt? Ja, warum hat man sich überhaupt auf einen Dienstag festgelegt? Die Sitzungspräsidentin führt gleich zwei Gründe an. Zum einen seien die Wochenenden vor Fastnacht bereits belegt. Hier finden traditionsgemäß andere Veranstaltungen statt. „Zum anderen ist das Wochenende die Zeit, in der die Familien etwas zusammen unternehmen.“ Die Damensitzung richte sich jedoch explizit an Frauen. Wobei Männer nicht des Saals verwiesen werden. „Sie müssen sich aber als Frauen verkleiden“, betont Anita Basting.
Die Damensitzung, die diesmal am 5. Februar in der Brentano-Scheune gefeiert wird, lockt nicht nur Narrhallesen aus Oestrich-Winkel. Das Publikum komme aus dem kompletten Rheingau, ja sogar aus Wiesbaden oder aus Weiterstadt. Immer sei die Sitzung restlos ausverkauft.
Der Stammgast weiß: Das Programm ist auf das Publikum zugeschnitten. Bei der Damensitzung gibt es beispielsweise viele Männerballetts zu bewundern, die den Saal erfahrungsgemäß schnell zum Jubeln bringen. „Bei der ersten Sitzung hatten wir auch einen Nummernboy“, erzählt Anita Basting. „Der kam super an.“ Das Vereinsmitglied, das diese Aufgabe übernahm, habe in den folgenden Jahren aber keine Lust mehr dazu gehabt.
Einen Stripper wie anderenorts bei Damensitzungen oft üblich, trete ebenfalls nicht auf. Schließlich habe keiner der umliegenden Vereine einen Stripper. „Und den bekommen sie auch nirgendwo gratis“, bemerkt Basting. Die Bobben legen aber großen Wert darauf, den Akteuren keine Gage zu bezahlen.
Die Stimmung auf der Damensitzung ist aber auch ohne Stripper super. Wer einmal da war, kann das bestätigen. So darf der CVW zurecht behaupten, dass sich das Konzept einer Sitzung speziell für Frauen, bewährt hat. Auch die Herrensitzung kommt laut Anita Basting gut an. Generell merke man, dass die Stimmung im Saal ganz anders sei, wenn Frauen oder Männer unter sich feiern: ausgelassener.