Winkeler Carnevalverein präsentierte närrische Kappensitzung mit viel Tanz, Musik und Kokolores
Rheingauer Fastnacht vom Feinsten erlebten die Gäste der ersten Kappensitzung des Winkeier Carnevalvereines Narrhalla. Zum ersten Mal fand die CVW-Sitzung in der Brentanoscheune statt, nachdem die angestammte „Narrhall“ im „Weinstadl“ im Herbst geschlossen hatte. Doch der Umzug war mehr als gelungen: Das abgespeckte, aber wunderschöne Bühnenbild, tolle Lichteffekte und schließlich die besondere Atmosphäre des historischen Gebäudes gaben der Sitzung einen festlichen Glanz. Das hatte auch Sitzungspräsident Markus Stoll, der witzig und schlagfertig durch die Sitzung begleitete, in seiner Begrüßungsrede festgehalten.
Der erste in der Bütt war Kanzler Michael Schäfer mit dem Protokoll, das er in gewohnt humorvoller Art präsentierte. Er hatte alles festgehalten, was in Land, Kreis und Stadt passiert war und servierte diese Ereignisse wortgewaltig mit Blick in den Narrenspiegel. Vor allem die Kerbeplatzbebauung war ihm ein Dorn im Auge: „En Bunker vor die Ewigkeit und des für Nudele und Salz“. Als es dann auch noch bei der Eröffnung hieß: .Willkommen im „Estricher Frischeparadies“, da war für den Kanzler der Ofen aus: „Estrich und Paradies in einem Satz? Uns baue se de Kerbeplatz zu und die Estricher schmücke sich mit fremde Federn!“. Und auch über den Berliner „FluchHafe“ ließ sich Schäfer so köstlich aus, das die ersten Lachtränen flossen. Nach diesem großartigen Auftakt ging es weiter mit den Fassenachtskontrolleuren Laura Müller und Björn Sommer. Die Sitzungspräsidentin der Johannisberger Fastnacht und der sächselnde CVW-Vizepräsident hatten es faustdick hinter den Ohren, als sie alles im Saal kontrollierten: „Das Licht ist körperfreundlich und das Gatering ist biologisch gut“. Doch mit Lauras Vorschlag, Meisenknödel als vegetarisches Schmankerl zu servieren, war Björn nicht einverstanden. Er outete sich als .Schinkenhengst und Bratwurstbulle" und hatte stets ein Auge auf Laura~ üppige Figur. Die gestand dann auch „Ich gebe Kalorien ein Zuhause – Laura“. Die Kontrolleure mit ihren tollen „Uniformen“ hielten fest: „Die Fassenacht in ihrem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“. Einen Augenschmaus servierte dann die erste Debütantin des Abends: Pauline Kirschke als CVW-Tanzmariechen wirbelte mit beneidenswerter Kondition über die Bühne und verblüffte mit ihrem akrobatischen Tanz. Trainiert wurde sie von Sonja Geis, früher selbst Tanzmariechen und in dieser Rolle im weiteren Verlauf bei der CVW-Sitzung auch noch zu sehen. Aus ihrem närrischen Alltag berichteten auch wieder die Fladungs: Weinkönigin Katharina, die als Studentin der Weinwirtschaft den Doktor-Titel an der neuen Geisenheimer Hochschule machen will und dann Wein auf Rezept verschreibt, Schüler Robert, der jetzt schon Jägerlatein lernt, damit er später Hasen ein Hirschgeweih andichten kann und Mutter Sabine, die ihren Mann nur noch auf Wahlplakaten sieht.
Königliche Grüße richtete dann das CVW-Kinderprinzenpaar an seine Untertanten: „Ja, ihr Narren, es ist an der Zeit, seid bitte bereit, feiert die Fastnacht mit uns in der Hölle“, forderten Prinzessin Emily Schneider und Prinz Emil Kirschke das Publikum auf. Die jungen Regenten machten ihre Sache prima, hatten als Überraschung für den CVW-Vorsitzenden Dietmar Schneider, seinen Vize Heinz Berning und Präsident Markus Stoll einen selbstgemachten Orden mitgebracht und wurden mit viel Beifall belohnt. Die beiden sind das 25. CVW-Kinderprinzenpaar und stehen an der Spitze der Jubiläums-Kampagne der Kinderfastnacht in Winkel unter dem Motto „Frohsinn, Heiterkeit und Freud - 25 Jahre Fassenacht für kloane Leut“. Nachwuchsförderung ist eines der größten Projekte im CVW und welchen Erfolg das mit sich bringt, zeigte auch die Sitzung, die vornehmlich von jungen und ganz jungen Akteuren bestritten wurde. Dazu gehörte auch die CVW-Garde mit ihrem prachtvollen Gardetanz. Daniela lmmerheiser, Jessica Freimuth, Jessica Werschnik, Joline Rahn, Laura Zimmer, Tamina Holz und Tanja Halbritter zeigten unter Leitung von Celina Schneider in Prachtkostümen aus der Nadel von Silvia Kirschke einen Gardetanz mit tollen Hebefiguren. Später im Programm gab es dann zum Welthit "Gangnam Style" noch ein Showtanzprogramm. Als „Vater vom Prinzen“ kam dann ganz königlich Mario Kirschke in die Bütt: Er berichtete, wie schwer es ist, einen Prinzen närrisch auszustatten und wie sehr er sich freut, dass er jetzt „König vun Winkel ist“.
Zu den jüngsten Akteuren des Abends gehörten Adrian Schäfer und Johann Muno, die am „Winkeler Weinstand“ viel zu berichten hatten: Von Männern, denen sogar das Gift geschnorrt wird, vom Kerbeplatz und der Parkplatz-Odyssee und von Frauen, die aus ihren Gräbern steigen und nicht wieder zurück finden. Als „Feuerwehrfranzl“ stieg zum zweiten Mal in dieser Rolle Franz Georg Eger in die Bütt und plauderte heftig aus dem Nähkästchen. So berichtete er von Hunden, die im chinesischen Imbiss zur Pflege abgegeben wurden und von Experimenten der Kreuzung Hund/Mensch an der Uni Mainz, bei denen „wetterfeste Estricher“ rauskommen.
Doch es kam noch besser: Als Glanznummer zum Abschluss des ersten Teils stieg mit Magda Miltner der Star des Abends als Aluminium-Braut in die Bütt und die die großartige Fastnachterin ließ die Lachtränen nur so fließen, als sie von ihrer „Aluminium-Hochzeit“ berichtete: „Sibbeundreißigenhalb Jahr Koche, sibbeundreißigenhalb Jahr Wäsche und Büschele und sibbeundreißigenhalb Jahr Butze - jetzt will er nit mehr“. Bei ihrem immer wiederkehrenden Ausruf „Gell, ich hab en Pech“ wurde sie von allen im Saal bedauert, schon alleine weil ihr Mann beim Hochzeitfoto unbedingt mit auf das Bild wollte oder man jetzt im „Bums-Alter“ angekommen sei: „Bums - do is er ingeschloofe“.
Nach der Pause brachten Chiara Denzer, Johann Muno und Pauline Kirschke mit ihrem Gardetanz „Chipz“ den Saal wieder in Stimmung. Witzig war auch der Vortrag „Die kleine Kneipe“ mit Luca Brost, Jonas Pelzel, Patrick Immerheiser und Alexander Zimmer, die sich immer wieder einen neuen Schnaps bestellten, „bevor die Polizei kommt“. Als der Kellner wissen wollte, warum denn die Polizei kommen sollte, gaben sie nach drei mal drei Schnäpsen zu, dass sie kein Geld hatten. Kurz, knapp und genau auf den Punkt brachte es wieder mal der „Wingeler Heggewert“ Heiko Hoffmann: „Mir isses kratzig, im Hals, Gott erhalt's“, verkündete er munter und war bei seinem Weinausschank der beste Kunde, um dann hinterher die ganze Hauptstraße zu vermessen. Und auch bei war der Kerbeplatz ein Thema: „Ein leerer Bunker, der den Autofahrern die Sicht nimmt“.
Erstklassig auch das Zwiegespräch von Hermann Becker und Lothar Meckel: Als versierter Biertrinker erläuterte Becker die Vorzüge des „göttlichen Getränks“. Da kam er allerdings dem „Dubbeskönig und Weißherbstwunder“ Meckel in die Quere, der verkündete, dass „Woi schließlich en Göttertrank“ und ein Weißherbst sein täglich Brot sei. Becker und Meckel warfen sich die Rheingauer Feinheiten wieder nur so an den Kopf, der eine sehe genauso aus, wie sein abgestandenes Bier und der Andre sei nach Weingenuss genauso „staabisch“ wie die Flasch. Das „leibhaftige Oechsle“ und der „Pampers-Pils“ boten einen köstlichen Schlagabtausch, der für große Heiterkeit sorgte.
Dann ging es Schlag auf Schlag: Denn den Vogel schoss wieder einmal die Familie lmmerheiser-Halbritter bei ihrer Kokolores-Show ab: Die Brentanoscheune sei ja eigentlich an das Filmteam „Dippsche sucht Deckelche“ vermietet, erklärte Regisseur Harald lmmerheiser und verpflichtete das Publikum kurzerhand zum „GeräuscheHintegrund“ mit Beifallsstürmen für die schräge Moderatorin der Show „Lila Pause“ alias Nicole lmmerheiser. „Hanni, Klappe“ forderte der Regisseur und die arme „Reggi-Assi“ Hannelore Immerheiser meinte: „Ich hab doch noch gar nix gesagt“. ln der Rheingauer Ausgabe von „Bauer sucht Frau“ standen der „wollüstige WinzerWillibald“ Dr. Norbert Halbritter und sein Konkurrent Hotelier Horst (Patrick Halbritter) vor der Qual der Wahl aus drei Kandidatinnen: Die verruchte Chantal aus Sankt Pauli (Tanja Halbritter), die Psychologin für einsame Hamster (Daniela lmmerheiser) und als besonderer Hit die "Vokal-Anästhesistin" Marion Halbritter. Als sie erklärte, dass sie die Patienten allein mit ihrer Stimme in Narkose versetzt und auch eine Kostprobe ihres Könnens gab, gab es kein Halten mehr im Saal. Die „Callas vun Winkel“ und ihr närrischer Clan kamen ohne den Ohrwurm „AIIez hopp“ wieder mal nicht von der Bühne und der ganze Saal stand auf und sang mit.
Eine ganze Palette Stars aus der deutsehen und internationalen Unterhaltungsbranche hatten die „Kemeler Allstars“ mit nach Winkel gebracht. Von „Guns 'n Roses“ über „Miriam Makeba“ bis zu den aktuellsten Hits aus den internationalen Charts reichte das Programm der spielfreudigen Playback-Truppe.
Toll war die CVW-Garde mit ihrer Tanzvorführung. Den krönenden Schlusspunkt setzte das CVW-Männerballett mit seiner Tanzvorführung: Zunächst waren die „graziösen“ Herren mit Frack, Zylinder und schwarzen Strumpfhosen, die bei manchem ganz schön schräg saßen, tanzend auf die Bühne gekommen, wo sie ganz schnell die Hüllen fallen ließen, um dann im gleichen Kostüm wie die Showtanzgruppe abzurocken. Und als dann zur Zugabe auch noch die Mädchen die Bühne erstürmten und gemeinsam mit den Herren den Gangnam- Style zusammen tanzten, war der Höhepunkt der Sitzung erreicht. Zum abschließenden Finale kamen alle Aktiven noch einmal auf die Bühne und feierten bis in das Morgengrauen.