Carneval Verein -Narrhalla- Winkel/Rheingau 1924 e.V.
30 | 12 | 2024
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Die "Bobbesitzung" des WinkeIer Carnevalvereines ist längst echter Kult. Bis auf den letzten Platz war die Frauensitzung ausverkauft und mit geradezu überschäumendem Temperament, ausgelassener Stimmung und viel Kokolores feierten die Bobbe mit ihren Gästen Fastnacht. Über fünf Stunden tobte der Bär auf der Bühne und im Publikum. Frauen haben viel Humor und verstehen es prächtig die Fastnacht zu feiern, wie sich wieder einmal zeigte. Ohne männliche Begleitung schienen sie mehr aus sich raus zu gehen und ihrem Temperament richtig freien Lauf zu lassen. Bei fast jedem Musikstück standen die Bobbe auf und sangen und klatschten kräftig mit.

Das Programm, das die Damen des CVW gemeinsam mit Gästen aus befreundeten Rheingauer Vereinen präsentierten, war vom Feinsten und sorgte für viele Lachtränen. Temperamentvoll hatte der Abend begonnen, als die Garde aus Taunusstein gemeinsam mit Sitzungspräsidentin Anita Basting die Bühne erstürmte. Die Bobbe-Präsidentin ließ in ihrer Begrüßungsrede gleich klar werden, wer an diesem Abend das Sagen hat: "Jetzt sind wir Bobbe an der Macht, jetzt wird gefeiert, das es kracht" und ließ die Für Lachtränen sorgte Siegfried Schön mit seinen Urlaubsberichten. Fastnachtsfeiern der Bobbe schwören.
Eröffnet wurde die Narrenshow dann von beiden Prinzenpaaren des CVW und ihrem Herold und Pagen. So grüßten Prinz Patrick Halbritter und Prinzessin Christina Kretzer und das große Prinzenpaar Prinz Franz-Georg Eger und Prinzessin Sophie Schäfer ihre Untertanen, verwiesen "Mucker und Philister" des Saales und forderten alle zur Teilnahme am Fastnachtszug am Fastnachtssonntag auf.
Einen Gardetanz mit zahlreichen akrobatischen Hebefiguren lieferte dann die Garde des Taunussteiner Carnevalvereines ab. In lila-türkisfarbenen Glitzerkostümen fegten die Damen dermaßen temperamentvoll über die Bühne, dass so manchen Zuschauer der Atem stockte. Und natürlich gab es den verdienten Beifall für die jungen Tänzerinnen und ihre Trainerinnen Anke Fink und Michaela Eifert. Nicht fehlen durften die CVW-Nachwuchsstars Tanja (16 Jahre) und Patrick Halbritter (13 Jahre). Seit vielen Jahren bereits sorgen sie mit ihren Zwiegesprächen für Begeisterung so auch bei den Bobbe.
Einen tollen Augenschmaus lieferte danach das CVW Gardeballett. Die "Ladies in Red" hatten einen Gardemarsch mit vielen Hebefiguren präsentiert und beeindruckten die Zuschauer auch im zweiten Teil mit ihrem Show1anz "Nightmare Scream". Bei diesem Show1anz verwandelten sie sich in schwarze Nachtgeister, die tänzerisch auf der Bühne mit Neonperükken und Stulpen ihr Unwesen trieben und eine futuristische Tanzshow boten.
Ein gelungene Debüt lieferte eine "CVW-Bobbe" in der Bütt ab: Ute Maaz kam als "Elena Pussinski" auf die Bühne und verriet den Damen ganz unverblümt ihre intimsten Geheimnisse: "Ich kann es von vorne und hinten, und auf dem Bauch, ich kann es auf dem Rücken und auf der Seite auch". Allerdings ging es bei der Aufzählung nicht im entferntesten um das, woran die Narren im Saal alle dachten, sondern ums Schwimmen.
Mit einem musikalischen Beitrag der Liedertafel Singers ging es dann weiter im Programm. Unter dem Motto "Panoptikum" traten die Roland Koch , Anni Kienberger, Karin Witschonke und Michaela Schmid . mit Unterstützung des WachsfigurenkabinettWächters Monika Balk als Elvis Presley, Hildegard Knef, Mireille Mathieu und Charlie Chaplin auf. Während  sie tagsüber stumm und starr im Panoptikum stehen hatten die "Stars" doch alles genau mitbekommen, was in der Welt und im Rheingau so läuft.
Einen massiven Angriff auf die Lachmuskeln unternahm Karin Ziegenbein vom Frauenchor Laurentia Presberg mit ihrer Spanienreise. Sie war schon überall, "im Kitchen und bei den sieben Zwergen, in annern Umständ nur im Urlaub war ich noch nie". Schuld daran war ihr "Karl-Rudi", der partout nicht in fremden Betten schlafen wollte. Doch dann gewannen die Presberger eine Reise nach Spanien und es ging los, allerdings mit vielen Hindernissen. So war schon der Kofferkauf ein Erlebnis, das Flugzeug musste wegen den Ziegenbeins einen Umweg nach Japan nehmen, wo es drei Wochen repariert wurde und endlich in Spanien angekommen, konnte die Närrin ihren Urlaub im Hotel "Kakerlaka" nicht richtig genießen. Vor allem das Essen wie "Fruita dei Mare" oder "Hoden vom Stier-Kampf ', bei dem halt auch schon mal der Stier gewann, sorgten für Lachtränen. Schließlich war es wieder mal der "singende kleine Clown" Theresia Fiedler, der die Damen musikalisch mit bekannten Stimmungsliedern aufmischte.
Köstlich war auch der Vortrag der Eltviller Kabarettisten Siegfried Schön, der von seinem Urlaub erzählte: "Wir wollte ja erst eine Weltreise mache, aber dann simmer woanners hingefahrn". Nach Norwegen führte die erste Reise und schon sein Bericht von der Fährfahrt sorgte für Stimmung:" 15 Stockwerke, na uff em Schiff heißt des jo Decks und uff jedem Deck en Deckoffizier. Die denke jo an alles, denn do fahrn jo aach viele Singles mit". In Norwegen angekommen, ging es so rund um Oslo bis mich "Gummi, äh Liliehammer" uno Bergen. Dabei fielen Schön die saftigen Preise für Bier und Wein ins Auge: "Do war de Dorscht wie weggeblase". Und das er nicht einen Elch gesehen hatte, obwohl es sogar begraste Elchbrücken über die Straßen gebe, enttäuschte ihn sehr: "Die sin doch schlecht organisiert, nit emol ein ausgestobbte Elch zu sehen, nur Kühe". Danach ging es "all inklusiv" Nor
nach Rhodos, wo man sehen konnte wieviel ein Kollos in sich hineinschaffen konnte, wenn es nichts kostet: "Und erst die Kollosine, wenn die im Schwimmbad warn und raus sin, musste die erst mol widder Wasser nachlaufe lasse".
Eine Abwechslung bot dann die Nachwuchsgarde mit ihrem Musical-Ausschnitt aus "Tanz der Vampire".
Die beste Büttenrednerin an diesem Abend war unbestritten Magda Miltner. Als "Leedig Mädche" schoss die Urfastnachterin zum Ende des ersten Teils den Vogel ab: "Was Glück is, des waas mer erst, wenn mer verheirat ist. Abber dann hot mern halt, vor immer. und ewisch und auch noch länger", sinnierte die als alte Jungfer mit Hut
und Handtasche verkleidetet Miltner trocken, nachdem sie im Saal nachgefragt hatte, wer alles verheiratet und wer glücklich sei. Der Einblick in ihr gar nicht so jungfräuliches Leben, den sie mit herrlicher Komik bot, hatte es in sich. Minutenlanger Applaus und Standing Ovationen belohnte Miltner für die köstlichen Einblicke in das Leben eines ledigen Mädchens.
Auch nach der Pause gab es keine Gnade, denn mit einem weiteren närrischen Renner ging das Programm sofort weiter. Einen massiven Angriff auf die Lachmuskeln des Publikums unternahm die Fastnachtssippe Immerheiser-Halbritter mit ihrer Märchenstunde. Märchentante Hannelore Immerheiser erzählte von drei Brüdern (Harald 'Immerheiser, Marion und Norbert Halbritter), die aus dem fernen Orient dem Narrenstern nach Winkel zum karawahnsinnigen Fastnachtszug folgten, Doch ein witziger Geist, dargestellt von Daniela Immerheiser und Tanja und Patrick Halbritter bürdete den Brüdern immer neue Prüfungen auf.
Eine tänzerische Glanzleistung war auch der Showtanz der Tanzgruppe "Blind Temptation" aus Rauenthal, die als Eisfeen über die Bühne fegten und in blau-silbernen Kostümen einen dreiteiligen "Eiszauber" mit einer Schneekönigin, einer Romanze und Tanzelementen aus dem Gardetanz präsentierten. Sehr beeindruckend waren die vielen akrobatischen Hebefiguren, die mehrfach bis an die Decke des Saales reichten.
Danach gab es kein Halten mehr, als das Männerballett Rauenthal als Polizistinnen im amerikanischen UniformOutfit mit Faltenröcken einmarschierte und einen Tanz auf die Bühne legte. Als die "Tänzerinnen" dann auch noch begannen, sich langsam auszuziehen und sich in bunten Bikinis mit stilechten Busen zeigten, gab es kein Halten mehr. Aber die völlig aus dem Häuschen geratenen Damen bekamen noch einen dritten Tanzteil geboten: In kurzen Strandröckchen wackelten sie so herrlich mit dem Po, dass der Saal begann überzukochen. Für diesen herrlichen Auftritt wurden die Tänzer mit tosendem Beifall belohnt. Lustig war auch der schon Vortrag ,Oe Hannes" von Schorsch Eger, der die Sitzung an seiner Orgel begleitete. Im Rheingauer Dialekt reihte Eger einen Witz an Witz und präsentierte stimmgewaltig saftigen Humor.
Zwaa Dolle aus Eltville wolle was singe" kündigte die Bobbe-Präsidentin ihren ECV-Kollegen Matthias Bleul und Roman Meth an. Als Bleul aber im Jeansmini und Tigershirt die Bühne betrat und als Luder Juana, "nur für Liebe" gemacht, den machomäßigen Roman Meth umgarnte, gab es im Saal kein halten mehr. Die Damen standen alle auf und sangen kräftig mit und auch die Zugabe "Im Wagen vor mir fährt ein schönes Mädchen" sorgte für Riesenstimmung. Und auch anschließend ließ der professionelle •Komiker Markus Karger in der Rolle der legendären Trude Herr die "Bobbe" mit ,Ich will keine Schokolade" nicht zur Ruhe kommen.
Zum Abschluss gab es dann noch einen besonderen Höhepunkt. Trotz der fortgeschrittenen Stunde verstand es das CVW-Männerballett, die Bobbe von ihren Stühlen zu reißen. Mit Sonnenbrille, Hut und Jackett brachten die Tänzer die Blues Brother auf die Bühne und tanzten nicht nur zu deren Melodien, sondern ließen auch Stück für Stück die Hüllen fallen, bis sie in Unterhosen und Hemd ihre Zugabe drauflegen mussten.
 

  
  
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Jonas Grom
Rheingau Echo
Sabine Fladung
Wiesbadener Kurier
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